Rund 2 Millionen Menschen in Österreich leiden zumindest ein Mal im Jahr an meist reißenden, fließenden oder ziehenden Schmerzen am Bewegungsapparat. Menschen im höheren Alter sind dabei nahezu 100 % betroffen. Dass Rheuma jedoch eine Krankheit ist, welche nur «alte Menschen» bekommen ist ein Mythos. Nicht nur Jugendliche sondern sogar schon Kleinkinder im Säuglingsalter können an einem bestimmten, rheumatischen Krankheitsbild erkranken. Doch was ist Rheuma eigentlich genau?
«Rheuma» ist keine Krankheit, sondern viel mehr ein Oberbegriff für ca. 400 verschiedene Krankheitsbilder am Stütz- und Bewegungsapparat. Der Bewegungsapparat setzt sich aus aktiven Elementen wie Muskeln, Sehnen und Faszien zusammen, sowie aus passiven Elementen wie Gelenken, Bändern, Bandscheiben und Knochen. Eines haben alle rheumatische Erkrankungen gemeinsam: sie entstehen durch eine Störung des Immunsystems. Zwar vermutet man bei einigen Patienten, dass es einen Zusammenhang mit früheren Bakterien-Infektionen gibt, jedoch ist die genaue Ursache von Rheuma noch nicht bekannt.
Das statistische Handbuch der Sozialversicherung 2018 meldet im Jahre 2017 über 570.000 Krankenstandsfälle, aufgrund Erkrankung des Stützapparates. In der Gesamtbevölkerung leiden knapp 2,11% unter Arthrose, 1,5% der Bevölkerung an Rheumatoide Arthritis. 40% aller rheumatischen Erkrankungen sind Weichteilerkrankungen. Wichtig ist eine frühzeitige Behandlung, da so schneller mit einer Therapie begonnen werden kann und Folgeschäden vermieden werden können. Sollten Sie also länger als 5-6 Wochen an Gelenksschmerzen oder geschwollen Gelenken leiden, so suchen Sie Ihren Hausarzt auf.
Typische Anzeichen für Rheuma
Gelenkentzündungen welche mit Überwärmung, Gelenkergussbildung, Rötung und Schwellung verbunden sind, nennt man Arthritis. Typische Anzeichen einer Arthritis sind:
- Gelenkschmerz in Ruhe
- Schwellungen in mehreren Gelenken
- Steife Gelenke am Morgen, die in der Regel mehr als 30 Minuten anhält
- Krankheitsgefühle wie Müdigkeit, Erschöpfung, Gewichtsabnahme, Fieber und Nachtschweiß
- Deformierung von Knochen
- Bewegungseinschränkungen
Eine rheumatoide Arthritis beginnt schleichend meistens an Finger- und Handgelenken, kann aber sehr wohl auch abrupt auftreten. In nahezu 50 % der Fällen mit rheumatoider Arthritis werden auch Organe wie Niere, Leber, Haut, Lunge sowie das Herz-/Kreislaufsystem, der Magen-Darm-Trakt oder Drüsengewebe befallen.
Therapien bei Rheuma
Anfangs und als Sofort-Therapie kann ein entzündungshemmendes Schmerzmittel (z.B. Ibuprofen) helfen, die Entzündungen und Zerstörung der Gelenke zu stoppen. Bei Langzeittherapien werden Antirheumatika mit oder ohne Kortison eingesetzt.
Bei einer Basistherapie werden lange wirkende Antirheumatika verabreicht, welche im Regelfall innerhalb von ein paar Wochen ihre Wirkung zeigen. Grundlegend hängt jedoch jede Therapie vom Krankheitsbild ab und wird vom behandelnden Arzt individuell auf den Patienten abgestimmt. Antirheumatika wirken sich auf das Immunsystem aus und können Ihre Abwehrkräfte schwächen.
Biologika gehören zu den neu entwickelten Medikamentengruppen und sind gentechnisch hergestellte Eiweiße. Sie kommen zum Einsatz, wenn Basismedikamente alleine nicht mehr helfen. Biologika greifen gezielt ins Immunsystem ein und stoppen die Entzündungs-Reaktionen. Die Schmerzen und Schwellungen der Gelenke gehen somit deutlich schneller zurück. Biologika sind um ein vielfaches teurer als die herkömmlichen Medikamente und auch hier besteht die Gefahr von Nebenwirkungen wie allergischen Reaktionen, Unverträglichkeiten oder ein geschwächtes Immunsystem. Oft werden Biologika mit der Basis-Therapie kombiniert um die Wirkung zu verstärken.
Rheumatische Erkrankungen
Entzündliche Gelenkerkrankungen
- Psoriasis
- Morbus Bechterew
- Reaktive Arthritis
- Rheumatoide Arthritis RA
Vaskulitis
- Polymyalgia Rheumatica
Kollagenosen
- Systemischer Lupus erythematodes
- Sjögren Syndrom
- Polymyositis
- Dermatomyositis
- Crest Syndrom
- Sharp Syndrom (Mischkollagenose)
- Sklerodermie
Degenerative Rheumatische Erkrankungen
- Fingerpolyarthrose
- Bouchard Arthrose
- Heberden Arthrose
- Arthrose
- Rhizarthrose
- Coxarthrose
- Gonarthrose
Weichteilrheuma
Weichteilrheuma ist keine Diagnose, lediglich ein Überbegriff für einige Krankheitsbilder, welche mit schmerzen an den Sehnen, Muskeln, Bändern etc. zu tun haben.
- Fibromyalgie
- Tennisellbogen
- Fersensporn
Stoffwechselerkrankungen
Gicht
Die Gicht ist wohl eine der bekanntesten Formen von Rheuma. Hierbei entwickelt sich im Laufe der Zeit ein erhöhter Harnsäurewert im Blut, welcher zu Ablagerungen und Entzündungen in Niere und Gelenken führt. Die Gicht zählt somit ebenfalls zu den Stoffwechselerkrankungen.
Meistens bleiben die Anzeichen einer Gicht jahrelang unentdeckt und die Krankheit zeigt sich erst, beim ersten Gichtanfall. Dieser tritt dann meistens am Großzehengrundgelenk auf, kann aber auch Schleimbeutel, Sprung-, Hand- oder Kniegelenk betreffen.
Die Gicht zeigt sich durch:
- Rötungen
- Schwellung
- Berührungsempfindlichkeit
- und extremen Schmerzen
Ca. zwei Wochen nach dem Gichtanfall löst sich die Haut der betroffenen Stelle ab.
Wichtig ist, die Gicht gemeinsam mit Ihren Arzt einzudämmen. Er kann Ihnen Harnsäure-senkende Präparate verschreiben und die Schmerzen und Entzündungen während eines Gichtanfalls eindämmen. Wichtig ist auch eine gesunde Lebensweise inklusiver ausgewogener Ernährung!
Osteoporose
Bei einer Osteoporose – auch als «Knochenschwund» bezeichnet – sind die Qualität, Festigkeit und Masse der Knochen des Skeletts eingeschränkt. Die Häufigkeit der Fälle steigt mit dem Alter und generell sind mehr Frauen als Männer betroffen. Die Knochensubstanz wird bei einer Osteoporose verstärkt abgebaut und dadurch werden die Knochen brüchig und instabil.
Prinzipiell unterscheidet man zwischen einer primären und einer sekundären Osteoporose. Die primäre Osteoporose tritt meist aufgrund von Östrogenmangel bei Frauen nach dem Wechsel auf. Aber immer öfter sind auch Männer betroffen. Nicht nur hormonell bedingte Krankheiten, sondern auch Kalziummangel und Bewegungsmangel können den Knochenaufbau schaden und als weitere Folge eine Osteoporose verursachen.
Von der sekundären Osteoporose sind nur 5 % der Erkrankten betroffen. Hier geht man davon aus, dass der Knochenschwund infolge von einer früheren Erkrankungen oder von Medikamenten auftritt.
Symptome von Osteoporose
Zu den Symptomen von Osteoporose zählen:
- zunehmende lokale, stechende/brennende Rückenschmerzen
- Rundrücken
- abnehmende Körpergröße
- Knochenbrüche ohne Anlass (z.B. Oberschenkelhalsfraktur, Wirbelkörperfraktur, Brüche des Ober- und Unterarmes)